„Auszeit“
2014

Technik
Installation, Kupferpodest, Kupferegale, 7 Leinentücher, Briefe

Masse
302 x 206 x 9,2 cm
4 Kupferregale

25 x 34 cm
3 Kupferregale

46 x 34 cm
7 Leinen Tücher à 150 x 150 cm

Fotos
Günter König, Dornbirn/A

Die Künstlerin Barbara Geyer, die sich seit Längerem mit Übergangsritualen und ihren spezifischen Ausprägungen in diversen Kulturen beschäftigt, untersucht im Rahmen der Ausstellung bei jugendlichen Teilnehmern eines Visionssuche-Rituals den Umgang mit einem weissen Leinentuch während ihrer bevorstehenden, mehrtägigen Initiation. Barbara Geyer gibt den Jugendlichen ein 150 x 150 cm grosses, reines Gewebe aus Leinen mit auf die drei Tage und Nächte dauernde Fastenzeit in freier Natur, wo die „Quester“ ohne feste Nahrung allein in der Wildnis, auf dem Weg zu sich selbst, verweilen.

Wer sich drei Tage und drei langen Nächte alleine und fastend, also nur mit Wasser und der notwendigsten Ausrüstung Wind und Wetter und den Unwägbarkeiten des Lebens aussetzt, der bekommt einen tiefen, wahrhaftigen Einblick in sich selbst und lernt, sich anzunehmen. Sie /er hat etwas getan, das den Erwachsenen, Lehrern wie Eltern und Verwandten beweist, dass hier die innere Kraft für den Eintritt in das Erwachsenenleben heranreift und für ein selbstverantwortliches Leben bereit ist.

Ausgestellt werden neben diesen „gezeichneten“ Tüchern, Briefe, Aussagen und Gedanken der Initiierten. Das Untergrundmaterial Kupfer führt den Betrachter 10 000 Jahre in die Vergangenheit und verweist auf die uralte weltweite Tradition der Übergangsrituale, sowie auf die in der Alchemie assozierte Verwandtschaft mit der Göttin Venus. B. Geyer versucht die Atmosphäre einer Wachnacht nachzuzeichnen und die Installation nimmt Kontakt auf mit dem geweihtragenden Hirschgott Cernunnos, Gott der Natur, in Kim Soojas Werk.

In zahlreichen (Initiations-) Ritualen spielt ein Stück Stoff, ein Schleier oder ein Tuch eine bedeutende Rolle. So übernimmt beispielsweise ein Schleier, ein Kopftuch oder ein textiler Kopfschmuck in Hochzeitsritualen zahlreicher Kulturen nicht nur bei Frauen eine zentrale, teilweise über das Ritual hinausreichende, das fortwährende Leben bestimmende Funktion.

Das Interesse der Künstlerin liegt bei den sichtbaren (und unsichtbaren) Spuren, die je nach Verwendung und Gebrauch des Tuches durch den/die Visionssuchende/n erhalten bleiben, und insbesondere die vom Quester bestimmten Funktion/en, die das Stoffstück während des Rituals und danach übernimmt…